15.7.11

Rückkehr

Nach einer spontanen Expedition (diese Storys sind dann in meinem Buch zu lesen ;) bin ich mit einer verletzten Sehne zurückgekehrt. Dafür ist aber der Finger noch dran und das ist viel wichtiger.
Die Ferien machen sich am See bemerkbar. Alles wird von Kids und Familien belagert. Und genau das ist es, was nach so einer Reise, wie ich sie gerade hinter mir habe, ein wirklich übler Break ist. Die Hektik und der Lärm verursachen bei mir üble Stresszustände und ich möchte nichts weiter als wieder zurück in die Berge, wo ich meinen eigenen Gedanken besser zuhören kann.
Ich liebe den Sommer, doch die Ferien dauern lange und wenn der Lärm der Badewütigen und Sonnenanbeter zu aufdringlich wird, vermisse ich den Herbst.
In der Dunkelheit meines Containers sortiere ich mein Equipment, prüfe es, pflege es, bedanke mich bei ihm und lasse die Bilder der vergangenen Tage noch einmal vor meinem inneren Auge ablaufen. Es ist schwer das Gefühl, das man bei einer Expedition hatte, lange aufrecht zu erhalten. Der laute Alltage verdrängt alles und man wird von diesem Strudel schnell gepackt und mitgerissen. Doch so lange ich mein Equipment in den Händen halte, kann ich mich noch intensiv daran erinnern.
Zum Glück verlassen die meisten Badegäste den Strand am frühen Abend, der See kommt zur Ruhe und mit ihm auch mein Geist. Karli, der jung gebliebene Alte von der Surfschule kommt zu mir, bietet mir ein Bier an und setzt sich schweigend neben mich um im stillen Einvernehmen das zu genießen, was uns hier hält. Erst jetzt bin ich wieder zuhause angekommen.

25.6.11

beste Freunde

Es ist nicht einfach wenn die beste Freundin deiner Freundin ein Mann ist.
Joe und Lilu sind seit Jahren unzertrennlich, privat und auch im Sport sind oft zusammen unterwegs, und wir alle haben eigentlich erwartet, dass die beiden früher oder später zusammen kommen.
Aber Lilu entschied sich für einen herausragenden Extremsportler, den sie auf einem Event kennen lernte. Ein kleiner Einbruch in ein öffentliches Bad und nächtliches Nacktbaden mit einer Flasche Wein und schon hatte er sie erobert. Peter ist der ehrgeizigste Mensch, den ich kenne und seine Leistungen sprechen für sich. Dass er sich Lilu geschnappt hat, ist eigentlich nur logisch.
Allerdings scheinen seine hohen Ansprüche, die von Lilu zu bremsen. Sein unermesslicher Ehrgeiz wird Lilu meistens zu anstrengend und sie zieht sich zurück, unternimmt mehr mit Joe um den Sport ohne dem enormen Leistungsdruck genießen zu können.
Dass Joe, wie die meisten, Lilu vergöttert, macht es Peter schwer mit der Situation umzugehen. Dabei könnte er, würde er nur mal einen Gang zurück schalten, sie ganz für sich alleine haben. Wenn er ihr beim Sport etwas mehr Aufmerksamkeit schenken würde, könnte er sie so richtig pushen und das ist es was sie braucht.
Aber nur mit anspornen alleine ist es nicht getan und das weiß auch Joe, der es schafft, dass Lilu trotz ihrer Verletzungspause sich langsam wieder hoch arbeiten kann, ohne frustriert darüber zu sein, dass sie schlechter geworden ist. Peter macht das bestimmt nicht absichtlich, aber er führt ihr doch immer wieder vor Augen, dass sie viel von ihrer Technik eingebüßt hat und treibt sie damit zu Joe.
Vielleicht überlegt sie es sich ja doch noch anders. Vielleicht werden Joe und Lilu doch das Traumpärchen, das wir früher in ihnen gesehen haben. Der liebe Peter sollte auf jeden Fall damit anfangen, über seine Freundin nachzudenken, darüber was sie möchte und was für sie gut ist.

22.6.11

Rückruf GriGri 2

Petzl hat eine Rückrufaktion http://www.petzl.de/sport_news-1596.html für ein paar Seriennummern gestartet und meines war natürlich dabei Ich lande immer so einen Glücksgriff. Das liegt wohl daran, dass ich mir gerne das neueste Equipment zulege und mir das Zeug bestelle bevor es in der Praxis ausreichend getestet wurde.
Als ich vorhin mit Jo über die Rückrufaktion gesprochen habe, meinte er nur, dass der Fehler ja eigentlich nicht so schlimm wäre.
Solche Aussagen ärgern mich, denn ich war dabei als eine dumme Aneinanderreihung von winzigen Fehlern dazu führte, dass ein Kollege seinen Fuß verloren hat. KLEINE Fehler gibt es nicht. Ein noch so kleiner Fehler kann fatale Auswirkungen haben und man sollte so etwas nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Jo sagte auch, dass bei richtiger Anwendung nichts passieren kann, weil man das Seil ja trotzdem in der Hand hält.
Wenn ich in der Halle die ganzen Jugendlichen, die Anfänger und Wahnsinnigen beobachten, die auf cool machen, dann sieht die Sache schon anders aus. Da wird zwischendurch gemütlich mit dem Handy telefoniert, manche legen sich auf die Matten und verschränken lässig die Arme hinter den Kopf und andere drehen sich von der Wand weg um gemütlich mit jemanden zu plaudern, die Hände frei gestikulierend oder in den Hosentaschen. Wenn dann so ein „kleiner“ Fehler hinzu kommt, kann das schlimm enden.
Aber auch erfahrenen und aufmerksamen Kletterern kann ein Fehler passieren. Die Routine macht uns besser, ist aber gleichzeitig auch ein hoher Risikofaktor. Wir vertrauen dem Material auch und lassen mal kurz aus um den zwickenden Gurt zu richten oder rubbeln uns die Augen wenn Schmutz hinein kommt.

Ich finde es immer gefährlich, wenn ein Gerät wie das Grigri wieder einmal als besonders sicher in allen Artikeln angepriesen wird. Wir lesen das so oft, dass wir anfangen uns darauf zu verlassen und öffnen damit unserer größten Gefahr die Tür: der Unaufmerksamkeit
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20.6.11

zwischen Passion und Fanatismus

Ella wurde letzten Sommer das Herz gebrochen. Der Mann, in den sie verliebt war, hatte mit ihr nur gespielt und sie hatte mitgemacht, die Realität verdrängt und sich in eine Illusion hineingesteigert. Als er bei der World Extrem Tour mit einer Anderen auftauchte, brach ihre Welt zusammen.
Nach einigen Wochen des stillen Leidens raffte sie sich wieder auf, schüttelte die Scham ab und ging wieder hinaus, fest entschlossen sich selbst und ihm zu beweisen, dass er einen Fehler gemacht hatte.
Sie wählte für sich den Weg des Kriegers und begann gegen ihre eigenen Schwächen zu kämpfen, trainierte hart und erreichte im Training ein wesentlich besseres Level.

In unserer Crew war Ella immer sehr beliebt. Ihre offene, liebevolle Art und ruhige Stimme schmiegte sich wie Balsam um unsere Seelen. Ellas Bereitschaft Risiken einzugehen um einen guten Move zu schaffen, machte sie zu einer motivierenden Trainingspartnerin, mit der wir gerne unsere Zeit verbrachten. Inzwischen hat sich das geändert. Ella hat sich geändert. Ihr ganzes Selbstbewusstsein ist von ihrer Leistung abhängig geworden. Es ist schwierig mit ihr ein vernünftiges Gespräch zu führen, denn sie steck voll übermütigem Tatendrang und übertriebenen Plänen, dass es uns schwer fällt sie ernst zu nehmen.
Natürlich haben wir auch oft total abgedrehte Plänen und Träume. Natürlich dreht sich bei uns auch alles um unsere sportlichen Aktivitäten und wir lieben es darüber zu reden. Sport ist eines unserer wichtigsten Themen. Aber eben nur eines davon. Neben dem Sport pflegen wir noch andere Hobbys, Bekanntschaften und natürlich die Beziehungen untereinander.
Für Ella aber ist die Leistung wichtiger geworden als alles andere. Sie redet nur noch über den Sport und nicht mehr über sich selbst. Ella fragt auch nicht mehr nach wie es uns geht. Sie erkundigt sich nur noch wann wer welches Training absolviert und ob sie mitmachen kann. Egal ob sie jemanden kennt, gleichgültig wer es ist und wie gut derjenige ist – sie sucht ständig Leute und geht mit ihnen auf Tour.

Von uns macht das keiner, weil es einfach zu gefährlich ist. Wenn ich einem meiner Partner mein Leben anvertraue, und er mir seines, dann muss ich vorher wissen wie es ihm geht. Tiefgehende Gespräche aber auch kurze Einblicke in seinen Alltag ermöglichen es mir, seinen Zustand besser einzuschätzen. Wenn ich weiß, was in ihm vorgeht und was ihn beschäftigt, kann ich gewisse Risiken berücksichtigen oder gegebenenfalls eine andere Tour planen. Weiß ich nicht was in meinem Trainingspartner vorgeht, ist er unberechenbar und wird für mich zu einem Risiko. Zwar würde ich mich als Adrenalinjunkie beschreiben, aber dennoch versuche ich meine Aktivitäten entsprechend meiner Erfahrung und meines Könnens zu planen.

Sport eignet sich hervorragend als Trostpflaster und mit den Erfolgen lässt sich das Selbstwertgefühl wunderbar aufbauen. Aber was ist, wenn Sport zum Versteck wird und die Persönlichkeit im Schatten verschwindet? Sport ist für viele auch eine Sucht. Und wie jede Sucht, kann sie dem Süchtigen schaden, seine Persönlichkeit verändern oder vielleicht sogar zerstören.

Natürlich ist es Ella nicht entgangen, dass wir uns immer mehr von ihr zurück ziehen. Ich würde es ihr erklären, kann sie aber in ihrem derzeitigen Stadium nicht erreichen. Es ist auch schwierig den Unterschied zwischen Leidenschaft und Zwang zu erklären wenn die Grenzen so durchsichtig sind. Welche Argumente hätte ich denn, die nicht schwammig sind und zurechtgeschnitten wirken?

19.6.11

Cross-Country-Lauf für Freizeit-Extremsportler

Am 22.10.2011 findet der Toughrun Saar statt. In einem 9km Run durchquert man wildes Gelände inklusive Sumpf und See. Ich werde mit Joe und Lilu auch daran teilnehmen.
Solche Läufe sind zwar extrem anstrengend, machen aber dafür unheimlich Spaß. Letztes Jahr haben wir am Gatschlauf teilgenommen und uns prächtig dabei amüsiert.
Besonders nett finde ich am Toughrun, dass die Zeit vom Veranstalter gar nicht gemessen wird. Das stellt ein Motto wie "dabei sein ist alles" oder "der Weg ist das Ziel" besonders in den Vordergrund und macht Weggefährten anstatt Konkurrenz.
check it out: http://www.toughrun.de/

(Sport)Freundschaften

Es ist schon ein paar Jahre her, da waren Lilu und Jenny unzertrennlich. Beide sind talentierte Kletterinnen, temperamentvolle Skaterinnen, biegsame Yogis und hervorragende Tänzerinnen. 
Während Jenny frisch verliebt war, lernte Lilu die ehrgeizige Clara kennen und begann mit ihr zu trainieren. Jenny, die mit der rosaroten Brille durch die Gegend lief, vergaß die Freundschaft zu pflegen und so kam es, dass Lilu und Clara unzertrennlich wurden. Als Jennys Liebe abklang, wurde ihr klar, dass ihre beste Freundin nun eine andere beste Freundin hatte und versuchte sich an Lilu zu klammern. Diese jedoch interessierte sich nur für Clara und die Leistungssteigerung, die sie durch das gemeinsame Training erreichten.
So zerbrach die Freundschaft zwischen Jenny und Lilu und schließlich gab Jenny das Klettern auf und widmete sich anderen Sportarten, bei denen sie ihrer alten Freundin seltener begegnete.

Als sich zuerst Clara eine Verletzung zuzog und dann Lilu nur wenige Wochen später ihren Unfall hatte, dachten wir natürlich, dass die beiden sich nach ihrer Pause wieder zusammen tun würden. Niemand rechnete damit, dass eine so fanatische Sportlerin wie Clara aufgeben würde. Davor hatten wir die beiden immer als gleich starke Persönlichkeiten mit den gleichen Zielen erlebt.

Aber während sich Clara seit ihrer Verletzung fast völlig zurückgezogen hat, erzählt man sich, dass Jenny wieder aufgetaucht ist und anstrebt Lilu wieder zu ihrer Trainingspartnerin zu machen. Tatsache ist, dass Lilu nach ihrer Verletzung nicht aufgegeben hat. Zwar hat sie noch immer mit Rückschlägen und manchmal noch mit Schmerzen zu kämpfen aber sie kommt wieder in Form, während Clara sich noch nicht einmal mehr bei Geburtstagsfeiern blicken lässt.
Jenny ist körperlich in einer guten Verfassung und somit eine gute Wahl für Lilu, welche dringend wieder einen Partner für regelmäßige Trainingseinheiten braucht.
Wenn Clara sich nicht endlich zusammenreißt wird sie nicht nur ihre Trainingspartnerin verlieren. Sie riskiert damit auch die Freundschaft, denn so wie ich Jenny kenne, wird sie ihre „Rivalin“ nicht dulden und sich zwischen die beiden drängen.

Wir hegen die Hoffnung, dass Clara und Lilu wieder zusammenfinden und uns damit Jenny, die selbsternannte Diva, erspart bleibt. Das Gerede über Horoskope, schlechte Energien und lästern über andere Sportler wollen wir uns eigentlich nicht wieder laufend anhören.

18.6.11

verrückt oder genial

Alex Honnold hat in acht Minuten The Phoenix, eine 8a Tour , im  Freesolo bewältigt. Die einen betrachten das als völlig irre, andere halten es für nicht möglich. Mich beeindruckt eine solche Leistung.
Es ist schon schwierig genug eine 8a zu klettern, und verdient daher Anerkennung. Doch inzwischen gibt es einige herausragende Kletterer, die eine solche Route bewältigen können. Freesolo, also ohne Seilsicherung, mit der Gefahr zu sterben, wenn man einen Fehler macht, ist eine faszinierende Fähigkeit, die aus dem Inneren kommt und geistige Stärke beweist, gerade wenn alles davon abhängt, sich keine Fehler zu erlauben.
Natürlich muss man ein wenig verrückt sein um so etwas zu machen, aber man muss auch verdammt viel Willen, Durchhaltevermögen und einen gut trainierten Geist haben.
Ich erstarre in Ehrfurcht vor Menschen, die mit ihren mentalen Fähigkeiten derartige Leistungen vollbringen.